Erster Eindruck: Drei Kurzgeschichten aus dem Reich des Grauens
Der Kommissar McDiaz ist zum Schauplatz von grausigen Morden gerufen worden: 13 Männer hängen - im Prinzip völlig unversehrt, nur eben tot – von der Decke in einer merkwürdigen Flüssigkeit. Dass er gerufen worden ist, ist keine Zufall, der ihm wurde ein künstliches photografisches Gedächtnis implantiert… („Bibliothek der Leiden“)
Teal und Nimbus, ein Künstlerpaar, schaffen eine ungewöhnliche Installation – mit einer tanzenden Teal im Mittelpunkt. Doch dies ist nicht das einzige, was sie für ihr Überleben tut… Können die beiden es schaffen, sich dem Spiel aus Kunst, Liebe und Geld zu entzihen? („Alles aus Liebe“)
Eines der elenderen Viertel von Punktown wird von einer Plage heimgesucht, doch nicht immer kann man den Unterschied zwischen Tier und Alien feststellen… („Völlig vertiert“)
Mit „Punktown“ hat sich das Hamburger Label Lausch an die Vertonung der Kurzgeschichten Jeffrey Thomas gewagt, der mit seiner surrealen und düsteren Stadt den Schauplatz für viele schreckliche Begebenheiten geschaffen hat. Drei davon können wir hier hören: Bibliothek der Leiden, Alles aus Liebe und Völlig vertiert. Die hoch gelobten und skurrilen Geschichten passen nicht nur gut zum Label, sondern warten immer mit überraschenden Wendungen und ungewöhnlichen Handlungen auf, sodass ein wirklich außergewöhnliches „Hörstück“ entstanden ist. Diese Bezeichnung soll verdeutlichen, dass hier eine Mischung aus Hörbuch und Hörspiel produziert wurde, die an atmosphärischer Dichte kaum zu übertreffen ist. „Punktown“ ist alles andere als gewöhnlich, und so fällt einem die Identifikation mit den Hauptfiguren äußerst schwer, was oft leider eine gewisse Distanz zu dem Geschehen schafft. Allerdings wird dies durch die grandiose Produktion wieder ausgeglichen.
Es ist erstaunlich, mit wie wenigen Sprechern diese „Hörstücke“ auskommen, zwischen drei und acht sind es lediglich pro Abschnitt. Den größten Teil bestreiten die Erzähler Bernd Hölscher, Simona Pahl und Jan Spitzer, die in ihren jeweiligen Geschichten auch die Hauptrollen sprechen, was immer wieder einen interessanten Perspektivenwechsel zulässt. Alle drei sind mit professionellem Engagement dabei. Doch auch die Nebenrollen von Elga Schütz und Gerrit Schmidt-Foss sind gut besetzt und lassen „Punktown“ lebendig werden.
Die Musik ist hier ein ständiger Begleiter und bildet den roten Faden, der die Szenen sowohl verbindet als auch untermalt. Stets de Spannung steigernd und oft Nerven aufreibend begleitet sie den Zuhörer durch die Geschehnisse. Günther Merlau profiliert sich ja schon seit Langem durch seine aufwändige Musikproduktion, doch hier hat er sich selbst definitiv die Messlatte noch höher gelegt.
Bei der Aufmachung haben sich die Macher offensichtlich viel Mühe gegeben. Heraus gekommen ist ein hochwertiges Digipack, welches stimmungsvoll die Atmosphäre der Geschichten einfängt. Bis auf den Schriftzug (und die Sprecherangaben im Inneren) sind die Illustrationen von Marc Robitzky in schwarz-weiß gehalten. Höchstes Lob!
Fazit: Die ersten drei Umsetzungen der düsteren Punktown- Geschichten machen einem List auf mehr aus dieser skurrilen Welt. Ob sich dieses außergewöhnliche Werk neben den vielen anderen Mainstream- Produktionen durchsetzen wird, ist abzuwarten aber ich würde es mir wünschen
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