Erster Eindruck: Zwischen Realität und Wahnsinn...
USA in den 20er Jahren: Dr. Marinus B. Willet, Hausarzt der Familie Ward, besucht deren Sprössling Charles Dexter in einer Nervenheilanstalt. Und obwohl er am nächsten Tag ohne definitve Diagnose entlassen worden wäre, ist er anscheinend am selben Abend entflohen. Das Telefongespräch mit Charles' Vater Theodore nimmt Dr. Willert zum Anlass, sich das Leben des psychisch gestörten Charles in Erinnerung zu rufen, der sich nach der Schule mit Okkultismus beschäftigt hat und mit 21 Jahren zu einer Reise quer durch Europa begonnen hat. Danach setzte er seine merkwürdigen Experimente, die er vor seinen Eltern geheim hält, fort. Was erforschte er mit dem vielen Lärm und den unangenehmen Gerüchen in seinen Zimmern? Und was hat sein Vorfahr Joseph Curwen, von dem er seit Jugendtagen fasziniert ist, damit zu tun?
Titania Medien legt mit Teil 24 und 25 der Reihe Gruselkabinett wieder einmal ein zweiteiliges Meisterwerk vor: Der Fall Charles Dexter Ward des Kultautoren H. P. Lovecraft. Und schon der erste Teil weiß zu überzeugen. In gewohnter Qualität bauen die Regiesseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe eine unglaublich spannende Story auf, die dieses mal durch einen nicht stringenten Handlungsablauf unterstüzt wird. So hören wir zu Beginn einen äußerst vielversprechenden Prolog aus dem Jahr 1771 um die Geschehnisse des Joseph Curwen, springen dann ins Jahr 1928 zum Besuch Dr. Willets in der Heilanstalt, um kurz darauf die Jugend von Charles Dexter Ward erzählt zu bekommen. Dabei fällt es glücklicherweise trotzdem nicht schwer, dem Handlungsverlauf zu folgen. Vom verheißungsvollen Anfang bis zum spannungsgeladenen Ende ist man gefesselt von der verstörenden Story und der intensiven Produktion.
Als Sprecher des Dr. Marinus Willet konnte man Ernst Meincke gewinnen, der damit auch teilweise als Erzähler fungiert. Seine tiefe Stimme passt hervorragend zu dieser Rolle. Hans-Werner Bussinger und Cornelia Meinhardt als besorgtes Ehepaar Ward spielen ihre Rollen intensiv und glaubhaft. Doch in dieser Folge fällt besonders Frank Schaff positiv auf, der in seiner Doppelrolle als Charles Dexter Ward und Joseph Curwen brilliert. Seine überzeugende Interpretation des bemerkenswerten jungen Mannes lässt einem das ein oder andere mal wahre Gänsehautschauer über den Rücken laufen.
Auch in dieser Folge kann sich die Musik absolut hören lassen. Die orchestrale Begleitung lässt eine beklemmende Atmosphäre entstehen, die einen nicht loslässt und einen an die Lautsprecher fesselt. Sämtliche Geräusche, vom kleinen Laut bis zum größten Krachen, sind glaubhaft eingesetzt und unterstützen die Sprecher in ihrer Glaubwürdigkeit.
Das gezeichnete Cover des ersten Teil, welches die Titelfigur vor einem Portrait seines Vorfahrens Joseph Curwen zeigt, ist wieder äußerst gelungen. Ohne den Charakter der Folge zu verfremden fügt es sich in das Gesamtkonzept der Serie ein.
Fazit: Ein vielversprechender erster Teil, der an sich gesehen schon ein echter Höhepunkt der Serie ist. Höchtwertung für diese intensive und spannende Umsetzung.
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