Erster Eindruck: Spuk auf dem hohen Meer
Nach einem Schiffbruch finden Achmet und sein Diener Ibrahim zuflucht auf einem anderen Schiff, doch schon bald zweifeln sie an ihrer Entscheidung: An Bord sind sämtliche Menschen tot, der Kapitän ist an den Mast genagelt. Da sie keine andere Wahl haben, erkunden sie das Schiff und finden edles Essen und viele Reichtümer. Schon wähnen sie sich als reiche Männer, doch in der Nacht packt sie das Grauen: Die Toten stehen wieder auf...
Gruselig geht es zu in der 28. Folge der "Originale". Die Erzählung von Wilhelm Hauff, die 1973 unter der Regie von Hörspiel-Meisterin Heikedine Körting vertont wurde, bietet eine dreiviertel Stunde feinsinnige Geisterunterhaltung. Eigentlich fängt alles eher abenteuerlich an, doch schon bald landen unsere beiden Protagonisten auf dem verfluchten Schiff, und von da an erleben wir die schrecklichen Ereignisse hautnah mit. Und es wird mal wieder bewiesen, dass gruselige Hörspielkost nicht immer an allen Ecken und Enden krachen muss, um unterhaltsam zu sein. Die eher ruhige Umsetzung besticht mehr durch die tolle Storyführung und dürfte auch nach heutigen Maßstäben eine gute Investition fürs heimische Regal darstellen.
Hörspiel-Legende Hans Paetsch ist in seiner Paraderolle als Erzähler zu hören und weckt nicht nur in Leuten, die das Hörspiel von früher kennen, positive Kindheitserinnerungen. Bernd Kreibich als Achmet und Helmut Kolar als sein Diener Ibrahim stellen die Schrecken, die sie in der Nacht erleben, gut dar und wirken vor allem glaubhaft. Lob gebührt auch sämtlichen Sperchern der Geister, wie Rüdiger Hess als Steuermann, die ihre Rollen fantastisch umsetzen.
Bedenkt man das Alter der Aufnahme ist die Qualität der Musik und der Geräusche erstaunlich gut. Besonders die spukigen Szenen verdienen positive Erwähnung, klingt doch alles recht schaurig und lässt bei manchem wohl wohlige Gänsehaut enstehen.
Auf dem Cover ist besagtes Gespensterschiff abgebildet und - selbstverständlich - im Stil der damaligen Zeit gehalten. Dabei ist es aber immer noch ansprechend und dürfte gerade deshalb in der Masse der heutigen Produktionen hervorstechen. Toll ist wie immer die Vinyl-Optil der CD.
Fazit: Ein Klassiker, der nun auch auf CD erhältlich ist und deswegen nicht einfach verschwinden wird. Für alte Hörspielfüchse genau das Richtige, um ihre Sammlung zu ergänzen.
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