Erster Eindruck: Moment, ich muss mir noch die Lachtränen wegwischen...
Bernd, früher genannt Beate, steckt in einer depressiven Sinnkrise, Babsis Freund (Babsi hatte einen Freund?) ist zum Ex-Freund geworden, Bröckchen ist genervt vom Sportunterricht beim fiesesten Lehrer aller Zeiten und Baul - naja, dem gehts halt auch nicht so gut. Da kommt der neue Fall gerade recht, bei dem die freundliche, exzentrische, alte reiche Dame von einem gruseligen Geisterschiff tyrannisiert wird - jedenfalls fährt es an ihrem Haus vorbei und erschreckt sie zu Tode. Doch bevor Frau von der Osten-Sacken Auskunft geben kann, müssen ihre Hängebauchschweine versorgt werden. Da kommt Bröckchen eine Erkenntnis...
Genug von diversen Juniordetektivserien mit stereotypen Charakteren? Hör doch die Ferienbande. Ist zwar auch eine Juniordetektivserie mit stereotypen Charakteren, dafür aber eine, die die Kollegen aufs gnadenlosteste parodiert und quasi im Sekundentakt mit mehr oder weniger bösartigen Seitenhieben um sich wirft. Selten ein Hörspiel gehört, bei dem so extrem ein Gag auf den anderen folgte und bei dem ich so herzlich Tränen gelacht habe. Schon das völlig übertrieben dargestellte Intro ist zum Schießen, und noch lange sind wir nicht am Höhepunkt angekommen. In jeder Situation denkt man, dass es doch jetzt eigentlich nur noch schlechter werden kann, doch immer wieder wird eine neue völlig verrückte Idee eingebracht, und sei es nur ein blöder Spruch vom leicht hysterischen Bröckchen, der plötzlich alle Namen fürchterlich komisch findet. Das Hörspiel endet wie es sich eben für ein Hörspiel gehört mit einem großen Showdown - oder sollte ich besser sagen: mit mehreren großen Showdowns. Diese sind nämlich so zahlreich, dass sie laut Babsi im Telegrammstil erzählt werden müssen, weil die CD eine zu kurze Laufzeit hat. Tatsächlich überschreitet "Die Ferienbande und das bumsfidele Geisterschiff" mit 80 Minuten den Durchschnitt an Abenteuerhörspielen deutlich, davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn ein so witzig-geniales Hörspiel sollte man sich nicht entgehen lassen!
Sven Buchholz, Kai Schwind, Sven Buchholz (ja, in einer Doppelrolle...) und Chris Peters sind die Ferienbande. Mal hysterisch, mal furchtbar trocken witzeln (und sächseln) sie sich durch die Handlung und sorgen für jede Menge Spaß. Ansonsten sind viele bekannte Sprecher dabei, die dabei auch gerne mal Serien auf die Schippe nehmen, in denen sie selbst mitgesprochen haben. Jens Wawrczek ist beispielsweise als Dietmar dabei, Babsis Ex-Freund und beweist einmal mehr sein komödiantisches Talent. Auch Gisela Fritsch und Reinhilt Schneider als Mutter und Tochter von der Osten-Sacken sind genial und dürfen ihre Rollen auch mal nach Herzenslust übertrieben darstellen. Andere Stimmen kommen von Klaus-Dieter Klebsch, Oliver Kalkofe und Henni Nachtsheim und Gerd Knebel von Badesalz als John und Sinclair Schneider.
Allein der schräge Titelsong, der auch gerne mal während der Handlung rezitiert wird, ist ein Seitenhieb und eine Hommage zugleich an eine andere, recht bekannte Jugendbandenhörspielserie. Ansonsten geht die eigentlich gelungene Musik im Chaos der Handlung und im Gelächter der Zuhörer eher unter. Auch die Geräusche passen in die Handlung - will heißen sind immer mal wieder für einen Lacher gut.
Die Covergestaltung ist zwar nicht gerade innovativ, dafür aber eben auch wieder mit herrlichen Anspielungen gespickt. Auch der Klappentext ans ich ist schon witzig, und im Booklet erfahren wir mehr über die Protagonisten (außer Babsi, die ist schließlich nur das Mädchen...), Danksagungen und einen einleitenden Text von Stefan Gnad. Sogar an eine Übersicht der Tracks wurde gedacht.
Fazit: Die Ferienbande ist besonders ein: Zum Brüllen komisch und leicht respektlos. Ganz unbedingt reinhören, besonders wenn man mit diversen Hörspielserien groß geworden ist.
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