„Runenzauber“ ist ein
spannendes Hörspiel mit Gruselelementen. Wären die Tötungswerkzeuge nicht
übernatürlicher Natur, hätte das Hörspiel dem Genre des Krimis oder Thrillers zugeordnet
werden können. Das Motiv ist klassisch: Ein verärgerter Mensch sucht Rache und
trachtet den Personen, die das Erreichen seiner Ziele verhindert haben, nach
dem Leben.
Das Hörspiel stellt die
komplette Geschichte sehr umfassend dar, ist dabei jedoch ungleich lebhafter
und deshalb ebenfalls kurzweiliger als beispielsweise Folge 138 (Die Ratten in
den Wänden von H. P. Lovecraft). Stolze 16 Sprecher sind in diesem Hörspiel
vertreten. Zu Beginn sind Bodo Primus (Gesellschaftsvorsitzender), Kristine
Walther (Ehefrau) und Reinhilt Schneider (Stenopetistin) zu hören, die in die
Geschichte einführen: Alexander Karswell, gesprochen von Host Naumann, wünscht über
eine Gesellschaft für Altertumsforschung sein Wissen über Alchemie zu
verbreiten, erhielt jedoch eine Absage. Daraufhin fordert er die Gesellschaft
auf, ihm die Gründe und Verantwortlichen für die Ablehnung mitzuteilen.
Im Folgenden wird Mr.
Karswell durch Dritte beschrieben und welche Schandtaten er bereits vollführt
hat. Besonders der Umgang mit einer Schulklasse ist fürchterlich – in doppelter
Hinsicht: Die Kinder werden erschreckt und schreien auf. Das wirkt so
aufgesetzt und erinnert mich an Opern. Ansonsten vermisse ich Lebhaftigkeit.
Kein Kind weint, keine Ausrufe des Entsetzens – lediglich kurzes Aufschreien.
Diese Szene fand ich überaus seltsam und passt nicht zur ansonsten gelungenen atmosphärischen
Umsetzung. Die Geräusche finde ich wie üblich gelungen – bis auf die
Schreibmaschine zu Beginn, da hätte der geforderte Brief tatsächlich getippt
und aufgenommen werden sollen, statt des generischen Tippens, das klingt wie
manche Schauspieler in Filmen Computertastaturen bedienen. Musikalisch habe ich
nichts auszusetzen und finde das Gesamtbild sehr harmonisch und atmosphärisch.
Nach den ersten Schrecken,
sobald die Geschichte etwas weiter vorangeschritten ist, entwickelt sich das
Geschehen zu einem Überlebenskampf, bei dem mit List dem Tod entkommen werden
soll. Ob es gelingen wird?
Das Sprecherensemble ist
hervorragend besetzt. Die Rollen passen zu den Sprechern. Bei Bodo Primus habe
ich beispielsweise direkt einen Verleger einer großen Zeitschrift vor Augen,
was zu seiner Rolle im Hörspiel im Weitesten Sinne passt. Ein Schmankerl ist die
Benennung der Figuren. Nicht nur neue Figuren, die Marc Gruppe ergänzt hat,
tragen einen Namen, sondern ebenfalls welche aus der Kurzgeschichte, deren
Namen ungenannt bleiben. Da (aus Kostengründen) in einer Aufnahmestaffel
Sprecher mehrere Rollen für mehrere Hörspiele einsprechen, kommt es öfter zu
einem Wiederhören. In diesem Fall finde ich die Lösung besonders elegant: Detlef
Bierstedt spricht einen Arzt, der kurzerhand Dr. Watson genannt wird. Man
könnte somit von einem Crossover sprechen.
Das aufregende Covermotiv
zeigt eine Szene, die es in der Vorlage nicht gibt. Im Hörspiel ist es die
erste Minute, die sehr stimmungsvoll ins Hörspiel einführt.
Fazit
Ein spannendes Hörspiel mit
unheimlichen Elementen und einer Szene mit einer Schulklasse, die mich mehr
aufgrund der Umsetzung verstörte, als des Inhalts wegen. Empfehlenswert.