„Das kalte Herz“ ist ein weiteres Kunstmärchen im
Gruselkabinett. Dieses stammt von Wilhelm Hauff, der jedoch die
Veröffentlichung im Franck-Verlag (heute unter KOSMOS bekannt) in seiner
Märchensammlung „Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf
das Jahr 1828“ nicht mehr erlebte. In der Sammlung ist das Märchen
in der Rahmenhandlung „Das Wirtshaus im Spessart“ als eine der in der Gastwirtschaft
erzählten Geschichten eingebettet. Vielen dürfte eine Vertonung dieses Märchens
in Erinnerung sein und ebenfalls, dass sie ähnlich wie Hoffmanns Kunstmärchen gruseliger
und härter als viele andere Märchenhörspiele nach den Gebrüdern Grimm sind.
Daher entschied sich sicherlich auch Titania Medien für das Gruselkabinett als passenderen
Veröffentlichungsort, damit Eltern nicht unbedarft ihren Kindern zu viel
zumuten. Das Cover zeigt passend dazu eindrucksvoll das Herzstück der
Geschichte: Den Protagonisten Peter Munk zusammen mit dem Holländer-Michel.
Das Hörspiel ist meiner Meinung auch für Hörer unter 14 Jahren
geeignet, aber definitiv nicht für Vorschulkinder oder noch jüngere. Für ältere
Kinder ab neun Jahren dürfte das zusammen mit Erwachsenen, die dann für Fragen bereitstehen,
ein gruseliges und packendes Erlebnis sein, wobei es mit über 94 Minuten auf 2
CDs kein kurzes Vergnügen ist. Die Zweiteilung ist gelungen, da sie inhaltlich
passt. So bleibt etwas Zeit zum Verschnaufen, bis die nächste CD im Abspielgerät
gelandet ist.
20 Sprecher sind im Booklet aufgelistet. Darunter befindet
sich Dana Fischer, die eine lange Titania-Medien-Historie hat: Sie unterstütze
insbesondere Stephan Bosenius bei der Pressearbeit und war immer wieder in
Nebenrollen in verschiedenen Hörspielen zu hören – wie so manch anderer Mensch,
der mit Titania Medien verbunden ist oder war.
Ausnahmslos alle Sprecher überzeugen in ihren Rollen. Peter Weis ist einmal
mehr als Erzähler zu hören. Jonas Minthe spielt den Protagonisten Peter Munk
und gibt gekonnt dessen Sinneswandel akustisch wieder. Regina Lemnitz überzeugt
auch als weniger resolute alte Frau. Das hätte ich nicht gedacht! Gudo Hoegel
und Uli Krohm sind als übernatürliche Wesen die reinste Ohrenweide! Sie kontrastieren
so wunderbar! Besonders Gudo Hoegel hat es mir angetan, dessen Stimme ich bei
diesem Hörspiel das erste Mal hörte (da ich diesem Hörspiel vor „Krabat“
lauschte).
Die Musik- und Geräuschkulisse sind wie gewohnt bester
Qualität. Am unheimlichsten finde ich bei dieser Produktion das Covermotiv.
Besonders seitdem ich das Hörspiel erstmals durchgehört habe. Das Cover weckt
direkt Erinnerungen – an die Vertonung aber auch die vielen Fragen und Gedanken,
die ich mir beim Hören und im Anschluss machte. Ich schätze es sehr, wenn die
ausgewählten Stoffe zum Nachdenken anregen und nicht nach dem Konsum direkt
vergessen werden können.
Fazit
Mit „das kalte Herz“ hat ein weiteres unheimliches Märchen Einzug in das
Gruselkabinett gefunden, das besonders im Hinblick auf Englands Industrialisierung
sehr interessante Einblicke in die Entstehungszeit bietet.