Die Sage „Krabat“ hätte sehr gut in einer Kinderreihe Platz finden
können. Da es kein Märchen ist, passt es streng genommen nicht in eine
Märchenreihe. Sonderveröffentlichungen sind schwerer zu verkaufen als eine
bekannte und beliebte Reihe und so wurde es wohl wegen des gruseligen Hintergrundes
mit der Teufelsmühle im Gruselkabinett angesiedelt – zumal dies gleich zu
Beginn derart angeteasert wird, dass man sich wundert, warum Krabat nicht nach
einer anderen Unterkunft sucht und wieso die alte Frau keine Hilfe anbietet. Ich
hätte es mir noch als „Titania Special“ vorstellen können, doch sind alle
Hörspiele nach „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“ für deutlich jüngere
Kinder geeignet und es wäre eine böse Weihnachtsüberraschung, wenn die Eltern
auf einmal ein zu unheimliches Hörspiel dem Nachwuchs schenken.
Es fehlt Titania Medien eine erfolgreiche Reihe für exzellente Hörspiele, die viele
Hörer nicht gruselig genug finden, um sie dem „Gruselkabinett“ zuzuordnen.
Mich stört dieser Umstand weniger. Ich kann mir die
Gruselkabinettfolgen selbst sortieren – nach gruselig, märchenhaft und anderen
Kategorien. Die Altersempfehlung ab 14 ist für mich bei diesem Hörspiel etwas
hochgegriffen, da es nicht signifikant gruseliger als beispielsweise Harry
Potter ist.
Ich kannte „Krabat“ bisher nicht, auch nicht von Ottfried
Preußler. Wikipedia zufolge basieren beide auf einer Sage, das Hörspiel jedoch
auf der Fassung des Sagenbuchs des Königreichs Sachsen. Preußler erzählt,
bis auf einige Rahmenpunkte, eine andere Geschichte als dieses Hörspiel.
Sagenhafte 22 Sprecher sind in 29 Rollen (inklusive der des Erzählers)
zu hören. Tom Raczko übernimmt einen großen Teil des Hörspiels, da er Krabat
seine Stimme leiht. Ich finde seine Stimme sehr passend und besonders die
Wandlung zum alten Krabat sehr gelungen. Eine absolut überzeugende Leistung.
Großartig!
Krabats Stiefvater wird so herrlich doppeldeutig von Sascha Wussow gesprochen,
dass ich mich bei jedem Hören frage, ob er es wirklich bedauert Krabat mit
neuen Aufgaben zu betrauen – oder eben nicht. Überaus amüsant!
Axel Lutter mimt einmal mehr eine unheimliche Type – und überzeugt auf ganzer
Linie! Im Gegensatz dazu hat mir Marc Gruppe als Teufel weniger gefallen. Bei
einem Teufel denke ich an eine kräftige Stimme. Der Teufel hier klingt eher
verständlich, fast umgänglich. Auf die Schnelle fällt mir aber auch kein
Hörspiel ein, in dem der Teufel gut besetzt wurde, sondern nur Gegenbeispiele. Abgesehen
von dieser Kleinigkeit überzeugen mich alle Sprecher in ihren jeweiligen
Rollen.
Titania Medien hat auch für dieses Hörspiel beständig die
passende (Hintergrund-) Musik ausgewählt und eine wunderbar atmosphärische und bezaubernde
Geräuschkulisse geschaffen.
Das stimmungsvolle Covermotiv zeigt die sogenannte
Teufelsmühle zum Zeitpunkt, an dem Krabat bei ihr Unterschlupf sucht.
Die Geschichte wird charmant erzählt. Der erste Teil schildert
wie Krabat erwachsen wird. Besonders seine Lehrjahre sind unheimlich
dargestellt. Später werden kürzere Episoden aus dem Leben Krabats vertont, die
mal erheiternd, mal spannend daherkommen, doch wenig unheimlich.
Fazit
Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und höre das Hörspiel sehr gerne.
Bestimmt werden sich viele über die Einordnung im Gruselkabinett wundern.