Mit den "Sieben Siegeln" haben sich die Wuppertaler Meteors einen überaus interessanten Stoff geangelt, bietet die (Buch-)Serie von Kai Meyer doch eigentlich alles, was sich geradezu anbietet, vertont zu werden: Ein bischen Fantasy, Grusel, Humor - und vor allem reichtlich Atmosphäre, die meist ins Düster-Unheimliche reicht. Und Meteor hat mit den letzten beiden Teilen der teilweise vielgescholtenen "Horror-Serie", nämlich "Knochen im Schlick" und "Blutleer im Elektroker", mit dem Image des Amateur-Studios aufgeräumt und zwei verdammt gute Produktionen abgeliefert. Und dies setzt sich in dieser Serie nun konsequent fort - Meteor hat mit "Sieben Siegel" eine der besten Jugendserien derzeit im Programm!
Die Story
Folge 1 - das heißt: Einführung. Wie beispielsweise auch bei Zauberlehrling Harry Potter geht hier recht viel Zeit dafür drauf, daß die Umgebung aufgebaut wird; das scheinbar idyllische Gibelstein mit den verwinkelten Gassen und den alten Häusern, die Hauptcharaktere Kyra, Chris, Nils und Lisa, Tante Kassandra - und natürlich der Dreh- und Angelpunkt der Serie: Die sieben Siegel.
Dies alles wird dabei in eine kurzweilige, jedoch nicht sonderlich verwinkelte Handlung gepackt - was größtenteils recht gut ist, da man sich hier erst einmal orientieren muss. So vermag die Geschichte durchaus schon das Flair der kommenden Folgen zu vermitteln und geizt ferner auch nicht mit Gruselmomenten - und wenn gegen Ende dann der untote Hexenmeister Abakus wiedererwacht, dann weiß man, was einen in den kommenden Folgen erwartet.
Somit verbuche ich hier eine gute, solide Einführungsgeschichte, die in den kommenden Folgen jedoch locker getoppt wird.
Die Sprecher
Was hat man anfangs auf Meteor geflucht. Und in der Tat waren die ersten Hörspiele aus dem Wuppertaler Tonstudio eher etwas für Fans des gepflegten Trashs, denn für den "Normal-Hörspielkonsumenten". Doch wie gesagt: Seit Folge 7 der Horror-Serie haben Gutzeit & Hartmann den Dreh raus! Und das machte sich vor allem bei den Sprecherleistungen bemerkbar. Und so kann man auch dieser Serie bisher eine rundum gute Sprecherleistung bestätigen: Zu den guten Meteor-"Standardsprecher(innen)" wie Sabine Paas oder Angela DelVecchio gesellen sich im Verlauf der Serie auch Namen wie Andreas von der Meden, Franz-Josef Steffens oder Daniela Hoffmann.
Besonders positiv fällt Andreas von der Meden, den meisten wohl als Synchronsprecher von David Hasselhoff in "Knight Rider" und "Baywatch", sowie als Chauffeur Morton oder Ekelpaket Skinny Norris in der Hörspielserie "Die drei ???" bekannt, auf. Ihn als Erzähler zu besetzen stellt sich als wahrer Glücksgriff heraus. Als hätte er nie anderes gemacht, trägt er die Erzählerpassagen in Perfektion vor und trägt somit einen großen Teil zur dichten Atmosphäre des Hörspiels bei. Dabei liest er nicht nur stupide ab, sondern verleiht den jeweiligen Situationen durch seine teils trockene, teils emotionale Art Tiefe.
Zunächst etwas ungewöhnlich mögen die vier Hauptsprecher klingen, die -laut Buchvorlage- im Alter zwischen 12 und 14 sind. Ungewöhnlich deshalb, weil die Sprecher natürlich dieses Alter längst überschritten haben. Doch wie schon in vielen anderen Hörspielserien, in denen es um juvenile Hauptdarsteller geht, stört dies auch hier nicht weiter, zumal -gerade Marco "Nils" Sand- nicht zu erwachsen, aber auch nicht gekünstelt-kindisch klingt und da die Sprecherleistungen an sich wirklich gelungen ist, stört es absolut nicht. Einzig Christian Pfadenhauer muss noch ein ein wenig "echter" rüberkommen (was er im Laufe der ersten Staffel auch noch tun wird).
Eine Überraschung für Synchron-Fans bietet diese Serie mit dem wiederkehrenden Charakter der Tante Kassandra: Hier wurde niemand geringeres als Daniela Hoffmann verpflichtet. Daniela Hoffmann? Nun, das ist u.a. die Synchronstimme von Julia Roberts in allen Filmen seit "Pretty Woman". Das ist die Synchronstimme, die Star Wars-Fans als Mutter von Anakin Skywalker kennen. Und das ist nicht zu letzt die Synchronstimme von Ally McBeal. Hier nun also spricht sie Kyras Tante Kassandra, die das Mädchen nach dem Tod ihrer Eltern zu sich genommen hatte und nun langsam mit der geheimnisvollen Vergangenheit von Kyras Mutter rausrücken muss... und scheinbar mehr über die unheimlichen Dinge, die sich in Gibelstein zutragen, weiß als die Kinder erahnen können.
Die Musik
Im Bereich Musik verbucht Meteor schon seit Beginn der Horrorserie Lob. Und auch die "Sieben Siegel" bekamen eine musikalische Untermalung verpasst, die eingängig, aber alles andere als "zuckersüße Kindermucke" ist, sondern eher in Richtung der düsteren Stücke der Horror-Serie geht und somit ebenfalls den düsteren Ton der Serie unterstreicht, dabei jedoch nie aufgesetzt oder erzwungen-unheimlich wirkt.
Die Effekte
Auch die Geräuschuntermalung war nie eine der wirklichen Schwächen Meteors. Somit kann sich der Hörer auch hier auf gut eingesetzte Effekte freuen, die eher dezent untermalen, als sich brachial in den Vordergrund zu drängen, worauf diese Serie auch ganz gewiss nicht ausgelegt ist.
Fazit
In Anbetracht der nächsten Folgen innerhalb der Serie zwar nicht die beste, als eigentständiges Hörspiel jedoch klasse gelungene Episode und auf jeden Fall eine sehr gute Einstiegsfolge, die es schafft, Spannung und Grusel aufzubauen UND dabei gleichzeitig die Umgebung für die kommenden Episoden zu schaffen.
Meteor hat es mit dieser Serie nun endgültig geschafft, dahin zu kommen, wo sie immer gesehen werden wollten: In den Bereich, in dem sich auch EUROPA, Lübbe & Co. tummeln! Spannende Gruselmomente unterlegt von hervorragenden Musikstücken, ein Andreas von der Meden, der als pefekter Erzähler überrascht, sowie eine illustere und gut aufgelegte Sprecher-Schar machen dieses Hörspiel, die gesamte Serie, zum Pflichtkauf.