Ich bin an dieses Hörspiel mit nicht allzu hohen Erwartungen rangegangen - das "Pfarrer"-Trauma hing noch nach. Dann mußte ich allerdings feststellen, daß das Produkt gar nicht mal daneben war. Im Gegenteil: Ich habe trotz "Pfarrer" und dem Zorn über Gutzeit/Hartmanns "leichte" Abgehobenheit im Interview diese Folge richtig genießen können.
Die Story:
Harter Tobak ist es, was diesmal das Wuppertaler Tonstudio verließ. Für einige sicherlich zu hart - mich allerdings hat diese Mixtur nicht weiter gestört; wer also mit den _wirklichen_ Abgründen der menschlichen Seele und Monstren wie in "Hannibal", "Sieben" etc. zurecht kam (bei "Hannibal" vorzugsweise das Buch), der kann sich diese Episoder der "Horror-Serie" problemlos anhören - denn spannend ist sie wie bisher keine Folge der Serie, diesmal in Richtung Psycho-Thriller gehend und exzellent umgesetzt. Nach dem kruden "Laseraugen-Pfarrer" ging es gewaltig bergauf. Wünschenswert wäre, daß es so bliebt.
Die Sprecher:
Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen: Nachdem mir beim "Pfarrer" das Durchhören der Folge doch recht schwer fiel, da dort etliche Stellen dermaßen überzogen gesprochen wurden, daß ich schon fast gewillt war, Peter Lustigs Rat zu befolgen und auszuschalten, war es hier nun genau anders: Die Sprecher wirken diesmal echt echt; einziger kleiner Aussetzer ist der Herr Kommissar - der jedoch nur geringen Sprechanteil hat und auch nicht so grausig übertreibt - er wirkt halt nur ein wenig schwach. Mackensy hingegen als wirklich völlig abgedrehter Psychopath kommt beängstigend realistisch rüber - eine Fahrt in der U-Bahn mit ihm plant nach der Folge wohl niemand :-). Ebenso gut kommen hier wieder Reinhilt Schneider und Thomas Danneberg rüber - und diese drei, Mackensy, Danneberg und Schneider, haben dann auch den größten Sprachanteil am Hörspiel, wobei Mackensy (den meisten wohl auch als braver Erzähler der "Fünf Freunde bekannt) einen Preis für den "besten Hörspiel-Psychopathen-Sprecher 2002" verdient hätte, denn neben der schon recht heftigen Story bringt er als Quasi-Erzähler und Hauptfigur den entsprechenden Wahnsinn wunderbar rüber.
Die Musik:
Meteor-Sound: Mal funky, mal düster - größtenteils (vielleicht sogar komplett?!) "handgemacht". Die Musik ist jedenfalls richtig gut, eben weil sie nicht hingesaut oder lieblos auf dem Synthie eingedudelt wurde. Das "Haupt-Thema" dieser Folge, "Funky Kakerlake" gibt es im übrigen auf der Meteor-Website zum Download.
Fazit:
"Blutleer im Elektrokerker" ist eine wirklich gelungene Folge; spannend von der Geschichte her und sehr gute Sprecherleistungen (nicht nur für Meteor-Verhältnisse!) mit einer kleinen Ausnahme auf Seiten des Kommissars. Zudem passt die typische "Meteor-"Musik. Allerdings Vorsicht bei der Geschichte: Man sollte schon einiges im Bezug auf seelische Abgründe abkönnen - der hier servierte Cocktail ist nicht jedermanns Geschmack! Allen anderen Thriller- und Horrorfans kann man diese Folge jedoch durchaus empfehlen.