Wahnsinn! Dieser Titel, die Coverillustration und die
Inhaltsangabe! Den Titel finde ich am wenigsten Spannend, doch die Einordnung
(Tropen) hat meine Neugier geweckt: Endlich mal wieder nicht Europa oder die
USA! Trotzdem bleibt es eine typisch westliche Erzählung. Das Cover verrät am
Meisten vom Inhalt und zeigt den tropischen Schrecken wahrlich beeindruckend.
Die Inhaltsangabe finde ich äußerst raffiniert, da sie nicht zu viel verrät.
Gleiches gilt für die Hörspielumsetzung: Nachdem der Schrecken wütete und der
Protagonist (Christian Stark) in Ohnmacht gefallen ist, wird der Rest des
Hörspiels (Track 24+) aus der Perspektive eines Kapitäns (Thomas Balou Martin)
beschrieben, der den Protagonisten aus seiner Ohnmacht verhilft.
Die Geschichte ist sehr fokussiert und simpler Actiongrusel,
vergleichbar mit Groschenromanen. Wie ich finde eine willkommene Abwechslung im
Gruselkabinett! Wem es nicht genug ist, sich bis zu 45 Minuten mit der auf dem
Cover dargestellten Szene zu beschäftigen – actiongeladener Horror oder indirekter,
sanfter Grusel – sollte eher zu anderen Hörspielen greifen.
Der angesprochene Kniff des Perspektivenwechsels bringt Abwechslung in die
Geschichte und nach der ganzen Action entspricht diese Hälfte dem eigentlichen
Gruselkabinett-Stil. Viel Neues wird nicht in Erfahrung gebracht. Da ist etwas
schade, aber immerhin bildet es einen guten Rahmen für die geschichtliche
Einordnung.
Abgesehen von der sehr einfach gestrickten Geschichte, die
einem manchmal wundern lässt, wie entspannt einige Beobachter das Seeungeheuer kommentieren,
fand ich nur einen Satz in Track 22 unglücklich formuliert, den Christian Stark
als Erzähler vorträgt: „[…] Dass die Zeit schneller vergehen möge und eine Entscheidung
herbeigeführt werden würde, welches Schicksal uns nun eigentlich bestimmt war.“
Positiv: Es gibt keine „würde“-Doppelung, aber der Satz ist trotzdem etwas
unglücklich – und mein einziger Kritikpunkt in diesem Bereich.
Ein Highlight ist das musikalisch fulminant umgesetzte Ende.
Grandios, sowas liebe ich. Zum Abschluss ist das Monster nochmal zu hören.
Darauf hätte ich lieber verzichtet und einem noch ein wenig dem Ausklingen der
Musik gelauscht – oder der Stille. Die Musik war stark genug, dass ich auf
dieses Stilmittel (einmal mehr) lieber verzichtet hätte. Das mag aber auch an
meinem Geschmack liegen, denn für diesen hätten die exzellenten
Monstergeräusche am Ende kurz und knapp gereicht: Den Anfang finde ich da zu
viel des Guten, ab dem Wasserplatscher (bzw. ab der 8. Sekunden des 40. Tracks)
passt das wieder ganz wunderbar. Der Vorteil der vielen einzelnen Tracks: Wer sein
abspielgerät programmieren kann, hat die Möglichkeit Tracks zu überspringen,
die man nicht hören mag. So kann auch nur jeweils einem von zwei unabhängig
voneinander hörbaren Abschnitten gelauscht werden (Perspektivenkniff sei Dank).
Der Informationsverlust kann durch einmaliges vollständiges Hören ausgleichen werden
oder durch ein klassisches Gespräch mit einer/m anderen Hörer/in, die/der den
Rest kennt.
Der Protagonist Tom Thompson wird gewohnt dramatisch und
schwerwiegend von Christian Stark gesprochen – in Szene als auch als Erzähler.
Dirk Petrick als Joky ist eine Glanzleistung! Dies ist für mich seine bisher ausdruckstärkste
Rolle und beste Leistung! In Nebenrollen sind Marc Gruppe, Gerhard Fehn,
Joachim Tennstedt, Detlef Bierstedt, Peter Weis, Valentin Stroh und Helmut
Zierl zu hören.
In der zweiten Hörspielhälfte glänzen Thoman Balou Martin und Rainer Gerlach (,
der etwas umständlich über den Namen des Protagonisten sprechen muss, – ob er (die
Rolle, nicht der Sprecher) sich immer erklären muss?). In der zweiten Hälfte
vermisse ich Laute von den anderen Seemännern. Schade! Das hat mir in der
ersten Hälfte besser gefallen.
Fazit
Ein ungewöhnlich fokussierter und actionreicher Eintrag ins Gruselkabinett
mit hervorragenden Sprechern, Musikstücken und vor allem Geräuschen. Das
Hörspiel ist zweigeteilt für mehr Abwechslung oder zwei verschiedene Vorlieben:
Dem Actionfan sind Kapitel 1 bis 23 und 40 gewidmet und dem des seichten
Grusels Track 24 bis 39.