Hugenay ist tot - so scheint es, und Justus tritt das "Erbe des Meisterdiebes" an, verliert sich dabei jedoch peinlichst in den Wirren der Hormone - oder dem Soap-Overkill eines André Marx.
Die Story
Was hätte aus der Story werden können? Nicht mehr als ein waschechter Klassiker! Hugenay ist tot und hinterläßt ein Rätsel, welches zu einigen versteckten Gemälden führt. Klingt wahrlich "Klassiker-like". Und EUROPA bekam -anders als in "Poltergeist"- auch wieder den "Ur"-Hugenay, Wolfgang Kubach, ans Mikro. Die Suche an sich gestaltet sich dann auch in der Tat sehr gut, erinnert an "Seltsamer Wecker" und "Super-Papagei". Doch dann... . Dann klinkt bei Justus etwas aus: André Marx machte aus "Mr. Rational" einen (liebes-)blinden, völlig überdrehten Teenager, der mit dem Justus Jonas, den man bisher kannte so viel zu tun hat wie Stefan Wolf mit normalen Namen - nämlich gar nichts. Sicherlich war die Idee, Justus mal mit Schmetterlingen im Bauch statt 1100111 im Kopf agieren zu lassen nicht schlecht - aber so? Marx übertreibt es dermaßen, daß einem teilweise wirklich der Spaß an der Folge vergehen kann. Keine Moralhinterfragung, kein Abwägen - nicht. Nicht einmal, als Justus in Begleitung seiner Kollegen zuzüglich eines Mönches(!) tatsächlich mit dem Gedanken spielt, Diebesgut zu unterschlagen. Herzlichen Glückwunsch, solche Grenzüberschreitungen braucht man (nicht). So bleibt als Fazit eine gute Idee, die als fertige Geschichte jedoch enttäuscht und gerade noch als "ausreichend" betitelt werden kann.
Die Sprecher
Wie sollte es anders mit den drei Hauptsprechern sein? Gewohnt gut! Einziges Manko diesmal ist die gekünstelt wirkende Art von Justus, die immer dann zu Tage tritt, wenn er mit Dorette "Birttany" Hugo agiert. Leider ließ die Vorlage hier wenig Platz für gemäßigtere Töne, letztendlich stört es jedoch schon ein wenig.
Wolfgang Kubach, seit Jahren nicht mehr gehört, kehrt als Victor Hugenay zurück. Zwar ist sein "Auftritt" recht kurz ausgefallen und auch das Alter ist nicht spurlos an seiner Stimme vorübergegangen, doch ihn noch einmal in der Rolle hören zu können ist ein gewaltiges Plus, denn Hans Irle, der Hugenay in "Poltergeist" sprach, konnte diesen nicht wirklich so rüberbringen wie Kubach.
Dorette Hugo als Brittany klingt recht gut und auch bei ihr war ich froh, sie mal wieder zu hören; daß sie eine derart penetrante Art an den Tag, bzw. das Mirko legen mußte, ist nicht ihr zuzuschreiben. Alles in allem also eine gute, solide, aber keine sehr gute Leistung zu verbuchen.
Die Musik
Nach der starkten Verbesserung der 102 gegenüber Folge 101 ist hier nochmals eine Aufwärtstendenz zu verbuchen; die Musik paßt meist ausgezeichnet zu den Szenen, wirkt atmosphärenfördern und läßt über weite Strecken tatsächlich schon "Klassiker-Feeling" aufkommen. So kann es ruhig bleiben. Eine gute Leistung.
Die Effekte
Wenn André Minninger nicht zu seinen synthetischen Soundeffekten greift, kommt fast immer etwas sehr gutes dabei heraus. So auch hier: Die Geräuschkulisse ist passend und fördert in Kombination mit der Musik die Atmosphäre ungemein. Sehr gut gemacht.
Fazit
Aufnahmetechnisch gesehen ist diese Folge absolut top - Sprecher, Musik, Effekte - alles gut bis sehr gut. Aber: Die Story! Dafür kann EUROPA nichts, aber die Idee um Hugenays Erbe, das in einem völlig unglaubwürdigen Justus Jonas und etlichen schon fast peinlichen Situationen gipfelt, reißt die Gesamtwertung schon ein wenig nach unten. Dennoch sollte man als ???-Fan diese Folge in der Sammlung haben - man sollte halt nur bei den Justus-/Brittany-Parts einiges abkönnen und am Schluß beide Augen zukneifen, wenn besagte Unterschlagungsszene kommt. Man hätte mehr draus machen können.
Gesmatnote: Gut (-)